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2015-10-20 Sondernewsletter Kongress "Vielfalt gestalten. Frei und fair arbeiten."

in 2015 20.10.2015 13:22
von Pressestelle • Moderator | 901 Beiträge

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Wie schreibt man einen Newsletter direkt vom Bundeskongress ?vielfalt gestalten. frei und fair arbeiten??
Persönlich, aber nicht zu persönlich, nicht zu kurz, nicht zu lang, vielleicht sogar einigermaßen repräsentativ für die annähernd 400 VertreterInnen der freien darstellenden Künste, die hier zusammengekommen sind?
Wir wissen es nicht. Aber zum Glück gibt es Hilfe künstlerischer Natur: Harder&Schulz betreiben an allen drei Tagen des Kongresses das Künstlerische Bedarfsbüro und betreuen so auch unseren Bedarf an einer Außenperspektive auf diesen Text. Also los:

Tag 1
Lautsprecherdurchsage. Sehr laut.
Achtung, Achtung: In der Programmlinie Zwischen Berufung und Beruf beginnt nun das Arbeitstreffen Initiative Honoraruntergrenze! mit Janina Benduski (LAFT Berlin), Anne-Cathrin Lessel (Landesverband Freier Theater Sachsen), Kaja Jakstat (DfdK Hamburg).

Vor dem Hintergrund der prekären Arbeitsbedingungen in der Branche war am Vortag von der Delegiertenversammlung ein Papier zur Honoraruntergrenze beschlossen worden. Diese Vorlage wird beim Arbeitstreffen in Bezug auf die Berechnungsgrundlage, regionale Unterschiede und die Übertragbarkeit auf Stunden-, Tages- und Wochensätze mit den Mitgliedern diskutiert und konkretisiert. Viele Einzelfragen und Ideen gehen als Impuls an die Arbeitsgruppe und die Landesverbände zurück; die gemeinsame Formulierung einer Untergrenze wird indes als starkes Signal an Förderer, wie auch an den eigenen Berufsstand verstanden.

Die Informationsveranstaltung Performing the Archive des Archiv des Freien Theaters mit Henning Füller und Christine Henniger in der Programlinie Theaterstrukuren der Zukunft startet jetzt!

Auch in anderen Veranstaltungen wird rege diskutiert; das Interesse an der eigentlich internen Veranstaltung Archive des freien Theaters ist so groß, dass kurzfristig eine zusätzliche Infoveranstaltung angesetzt wird. Das Ziel der Initiative: Informationen über freies Theater von verstaubten Dachböden, muffigen Kellern und alten Festplatten zu sichern, um die Geschichte der Freien Szene zu dokumentieren.

Moderiert von Axel Tangerding beginnt jetzt in der Programmlinie Schlaglicht Europa das Arbeitstreffen Performing Arts in Europe.

Im Zuge der zunehmenden internationalen Mobilität ist ein Austausch wichtig:
Im Arbeitstreffen der internationalen Partnerverbände sprechen VertreterInnen des Bundesverbands mit ihren europäischen KollegInnen über unterschiedliche Organisationsformen, Arbeitsbedingungen und mögliche Kooperationen.

Der Kongress wird jetzt von Amelie Deuflhard (Intendantin Kampnagel) und Alexander Opitz (Vorsitzender des Bundesverbands Freie Darstellende Künste e.V.) eröffnet. Keynotes halten: Katja Kullmann (Schriftstellerin und Journalistin), Dr. Mark Terkessidis (Autor und Migrationsforscher) und Prof. Dr. Wolfgang Engler (HfS Ernst Busch, Buchautor und Publizist).

Ein Schlaglicht setzt der Abschluss des ersten Tages mit drei impulsgebenden Vorträgen zum Kongressthema „Vielfalt gestalten. Frei und fair arbeiten“. Die sehr kurzweiligen und polarisierenden Keynotes in drei Punkten kurz zusammengefasst: Die Vielfalt als Vielheit verstehen in der das Selbst und das eigene Tun hinterfragt wird. Freiheit nicht allein für die eigene Szene in Anspruch zu nehmen und nicht nur in der eigenen Strukturen bedroht sehen. Fairness als allgemeines gesellschaftliches Ziel zu denken, und nicht nur auf die eigene Szene bezogen.

Tag 2
Die Mitgliederumfrage 2015 wird jetzt von Matthias Rosendahl (Kulturwissenschaftler) in der Programmlinie Zwischen Berufung und Beruf präsentiert.

Seit 2012 werden im Verband Mitgliederbefragungen durchgeführt, um mehr über die Lage der freien Szene zu erfahren und sie besser nach außen vertreten zu können. Die Frage nach der Umsetzung des Mindestlohns erbringt wichtige Ergebnisse: Demnach zahlen 61% der KünstlerInnen ihren KollegInnen den Mindestlohn, sich selbst aber Honorare, die unter diesem liegen. Solche Zahlen bestärken die Forderung nach einer Honoraruntergrenze. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Wir sind statistisch belegt zunehmend mobil, arbeiten interdisziplinär und decken in ländlichen Gebieten die kulturelle Grundversorgung ab. Kurz interpretiert: Wir sind vielerorts unentbehrlich.

In der Progammlinie Kulturelle Bildung beginnt nun der 2. Fachtag tanz + theater machen stark. Die Arbeitsgruppe Rahmenbedingungen für Projekte kultureller Bildung mit Mitteln der Darstellenden Kunst trifft sich nun mit Prof. Dr. Gerd Taube (Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung).

Aus der Mitgliederbefragung geht ebenfalls hervor, dass ein Großteil der Befragten in der kulturellen Bildung arbeitet, und so integriert sich der 2. Fachtag tanz + theater machen stark folgerichtig ins Gesamtprogramm. Mit der spannenden Frage: Was sind eigentlich Rahmenbedingungen?, startet die Diskussion. Es entsteht die Idee eines dynamisierten Konzepts von Rahmenbedingungen, das verschiedenen Anforderungen, Projekten, Institutionen und nicht zuletzt Menschen gerecht werden kann.

Tag 3
Am heutigen letzten Tag unserer Veranstaltung läuft aktuell in der Programmlinie Kulturelle Bildung das Podiumsgespräch Perspektiven der Kulturellen Bildung in den freien Darstellenden Künsten mit Jan Deck, Prof. Dr. Dorothea Hilliger, Gunter Mieruch (Vorsitzender BV.TS), Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (Staatssekrätar fur Kultur a.D. des Landes Nordrhein-Westfalen).

tanz + theater machen stark ist aus Sicht der Politik ein erfolgreiches Programm! Hans-Heinrich Grosse-Brockhof spricht ein Lob an die freischaffenden KünstlerInnen aus, die die Zielgruppe der benachteiligten Kinder und Jugendlichen zur Überraschung der Politik oftmals besser erreichen, als die institutionalisierten Häuser. Aus dem Saal kommt die Forderung nach mehr Dialog zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Sektoren. Neue, andere Formen für diesen Dialog sowie für die Verarbeitungen der Erfahrungen an der Basis wollen noch gefunden werden.

Achtung, Achtung, nun beginnt in der Programmlinie Zwischen Berufung und Beruf der Workshop Mindestlohn und andere Herausforderungen für Veranstalter mit Heike Scharpff (LAFT Berlin), Franziska Werner (Sophiensæle), Johannes Maria Schatz (artbutfair) und Hanna Pelny (Büro 313), moderiert von Matthias Quabbe (Dramaturg, K3 | Tanzplan Hamburg).

Und hier geht es um einiges mehr als um den Mindestlohn, sondern letztlich um Fragen der Arbeitsethik in Bezug auf Geld, Zeit und Erreichbarkeit. „Wer trägt eigentlich die Verantwortung für was?“ bezieht nicht nur Förderer und Institutionen, sondern auch das persönliche Handeln mit ein, das im Spannungsfeld zwischen Existenzsicherung, künstlerischer Idee und Gesetzen des Marktes hinterfragt werden will. Sind wir heimliche Vorreiter des Neoliberalismus, während wir das doch ganz und gar nicht wollen?

Liebe KongressteilnehmerInnen, in Kürze beginnt die Abschlussveranstaltung Gute Arbeit! Standards im freien Produzieren Auf dem Podium diskutieren Petra Kleining (Bundesverband der freien Berufe) Martin Heering (Geschäftsführer des Bundesverbands), Sabine Gehm (Kuratorin und Kulturmanagerin) und Hiltrud Lotze (Mitglied des Deutschen Bundestages).

Abschließend wurde im großen Saal diskutiert, ob und wie über formale Standards bessere Arbeitsbedingungen etabliert werden können: Wie machen das andere Freie Berufe? Und was braucht es, um verbindliche Standards umzusetzen? Einfache Lösungen gibt es nicht.
Der Kongress schließt mit einem herzlichem Dank vom neugewählten Vorstand an das gesamte Kongress-Team, das für ein spannendes Programm und einen reibungslosen Ablauf sorgte.

Und damit enden drei mit über 36 Veranstaltungen inhaltsreiche Tage. Letztlich können wir nur von einem kleinen Ausschnitt berichten. Kampnagel hat die TeilnehmerInnen gastfreundlich empfangen, Ideen wurden entwickelt, es wurde konzentriert gearbeitet und gestritten. Tanz- und Theaterschaffende der freien Szene aus allen Teilen Deutschlands und Europas kamen ins Gespräch, pflegten Kontakte, erlebten ihren eigenen Blick auf den Kongress.

Frei und fair arbeiten wollen wir wahrscheinlich alle. Nun gibt es bis zum nächsten Bundeskongress viel zu tun.

PS: Harder&Schulz haben den ersten Entwurf gelesen. Für die Ideen, Zwischenüberschriften zu verwenden und sich im Präsens auszudrücken, sind wir ihnen sehr dankbar. Und es war auch gut, dass jemand die Superlative gestrichen hat. Ob sie mit dem Endprodukt zufrieden sind wissen wir nicht. Es ist sicher etwas zu lang. Vielen Dank fürs Lesen.

Herausgeber: Bundesverband Freie Darstellende Künste e.V., Mariannenplatz 2, 10997 Berlin Tel. 030. 20215999-0 / Fax. 030. 20215999-5 E-Mail: post [at] freie-theater.de / (www.freie-theater.de)

V.i.S.d.P.: Martin Heering (Geschäftsführer)
Redaktion: Blühende Landschaften
Zuschriften an die Redaktion: offinfos [at] freie-theater.de

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